Der Abschied
Das letzte Term stand ganz unter dem Stern der Verabschiedung. Nicht nur wir mussten unsere Koffer packen, sondern auch für ganz Solway ging mit dem Abdanken der Schulleiterin eine ganz eigene, besondere Zeit zu Ende. Jede freie Minute wurde heimlich genutzt, um den „Kapa Haka“ einzuüben, das Abschlussdinner zu organisieren, Dankesreden zu schreiben und einen würdigen Abschied zu schaffen. Dies ist auf jeden Fall sehr gelungen und es waren ein paar sehr anrührende und leicht wehmütige Wochen, in denen die Wertschätzung und Dankbarkeit, die Solway ihrer Schulleiterin gegenüberbrachte, sehr deutlich wurde. Nicht nur wurde sie als Ehrenmitglied in die Gemeinschaft der Ehemaligen aufgenommen, sondern Sie bekam einen traditionellen Kopfschmuck geschenkt, welche einer der größten Zeichen der Anerkennung bei den Maoris ist. Es waren viele lustige Aufführungen und Lieder und Tänze ihr zu Ehren, bei der auch wir mehr als einmal eine Träne wegwischen mussten. Vor allem der Kapa Haka war sehr beeindruckend!
Die Orchestersaison ist ebenfalls zu Ende gegangen und wurde mit einem beeindruckenden Konzert abgeschlossen. Der folgende Link führt zu einem Video, auf dem man mich leider nicht sieht, aber einen Eindruck von der Musik bekommen kann.
https://drive.google.com/file/d/1iULHvnS66tIU7mQC__czZeIV0wqnY3d_/view?usp=sharing
Nicht nur das Miteinander und Musizieren mit den anderen MusikerInnen, sondern auch das Konzert haben mir sehr viel Spaß gemacht und ich fand es toll, ein Teil von dieser Musik sein zu können und war zwischenzeitlich immer wieder von dem Klang des Orchester erstaunt. Auf jeden Fall eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
In den Osterferien, meinen letzten Ferien in Neuseeland war ich wieder mit einer Freundin und meinem Backpack unterwegs. In der ersten Woche sind wir mit den Fahrrädern um das East Cape geradelt und im Anschluss dann über den State Highway 38 (übrigens über hundert Kilometer nur als Schotterstraße) zum Lake Waikaremoana gefahren und haben dort einen weiteren Great Walk gemacht. Die Wanderung hat drei Tage gedauert und ging meistens am Seeufer, zwischendurch über Berge durch einen wunderschönen Wald, in dem man sich leicht vorstellen konnte, dass dort Feen oder andere Fantasiewesen mal gewohnt haben sollen. Obwohl wir viel im Regen gelaufen sind, war es eine sehr lohnenswerte Wanderung und der Regen hat die Abende in den Hütten mit all den anderen Wanderern um so gemütlicher gemacht. Zu guter Letzt sind wir in unseren Ferien noch nach Auckland gefahren, die größte Stadt auf der Nordinsel. Zwar gab es mal die zur Abwechslung ein Stadtfeeling, aber in der Summe fand ich es dort nicht besonders sehenswert.
In der Schule lief, abgesehen von dem Abschied, eigentlich alles recht geregelt ab und der Alltag stellte keine große Herausforderung mehr dar, so dass es vorkam, dass Fiona und ich in unserer Pause am Tisch zusammensaßen und Kniffel spielten oder die lustigsten Geschichten von zu Hause austauschten. Mittlerweile kannten wir uns ja in und auswendig und ich konnte von Zuhause und Hennef erzählen und sie wusste, worum es in meiner Geschichte ging. Eigentlich schon spannend, so einen tiefen und detaillierten Einblick in ein anderes Leben zu bekommen, ohne die anderen Personen, Häuser und Städte wirklich zu kennen.
Man spürte das Ende immer näher rücken und der Kopf fing an sich wieder um die Rückreise und das Geschehen zu Hause zu drehen. Doch so sehr ich mich auch freute alle wieder zu sehen, mein Herz trauerte der Zeit in Neuseeland schon nach. Die letzten Wochenenden wurden nochmal ausgenutzt, um ein paar wichtige, schöne Orte erneut zu besuchen, zu planen, was doch irgendwie in den Koffer musste und sich mit der Idee eines neuen Lebensabschnittes anzufreunden.
Alles in allem war es ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass man so vertraute Orte vielleicht nie wiedersieht oder wenn doch, es eine ganze Weile dauern wird. Zudem stellte sich ja auch die Frage, wie sich der Kontakt mit meinen Freunden hier weiter gestallten würde, wenn ich in Deutschland bin. Wir wurden ja alle zufällig zusammengewürfelt und ich habe die anderen Freiwilligen, mit denen ich in diesem Jahr viel Zeit verbracht habe echt ins Herz geschlossen, trotzdem war ich nicht sicher, ob es uns gelingt den Kontakt aufrecht zu erhalten, wenn diese größte Gemeinsamkeit, alleine am anderen Ende der Welt zu sein, verloren geht.
Nach einem gemeinsamen letzten Abend in Wellington, war ich dann auf dem Weg zurück nach Hause. In Australien habe ich ein paar Tage einen Zwischenstopp eingelegt (wenn man schon mal so nah dran ist, wollte ich die Gelegenheit noch nutzen) und bin dann über Dubai nach Frankfurt geflogen. Das Bild eines lachenden und eines weinenden Auges, passte hier ganz gut. So traurig ich über den Abschied in Neuseeland war, desto glücklicher war ich alle wieder zu sehen. Meinen Bruder wieder bei mir zu haben und Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Je näher wir dann Deutschland kamen, desto mehr stieg die Vorfreude und das Gefühl, all meine Lieben wieder um mich zu haben, das war einfach nur schön.
Im Nachhinein lässt sich sagen, dass ich die Zeit sehr genossen haben, und auch wenn nicht immer alles schön und gut oder ganz so einfach war, würde ich diese Erfahrung auf keinen Fall missen wollen. Insgesamt hatte ich einfach ein unglaubliches Glück mit meinem Placement. Ich habe mich am Solway College so wohl gefühlt. Auch mit meiner Mitbewohnerin hat sich eine echte Freundschaft entwickelt, die die Zeit dort einfacher und vertrauter gemacht hat. Die Erinnerung der Schule, die Eindrücke meiner Urlaube, der Menschen und der Landschaft werde ich wahrscheinlich immer in meinem Herzen tragen und ich bin überglücklich, diese Chance gehabt und genutzt zu haben. Die Geborgenheit zuhause und die Freunde lernt man gleich noch mehr zu schätzen, wenn man so lange von ihnen getrennt war. Ich hatte eine unvergessliche Zeit und würde jedem nur empfehlen raus in die Welt zu gehen und neue Dinge zu entdecken. Ich fand mein IJFD unglaublich bereichernd und werde noch lange daran zurückdenken.
Eure
Yolanda