Endlich Sommerferien! - "Vacaciones" im Kinderheim
Dennoch versuche ich es mal: Es ist immer noch jeden Tag heiß (25° plus). Es regnet immer noch mindestens einmal pro Tag. Ich bin immer noch dabei, mein Spanisch Stückchen für Stückchen zu verbessern.
Wobei, eigentlich ist ja doch einiges passiert: Schon während meiner Reise mit Alexander und Felix begannen hier die zweimonatigen Schulferien. Als ich von der Reise wiederkam, wurde ich direkt voll ins Programm mit eingebunden: Ich hatte viele neue Aufgaben, die mir wirklich Spaß gemacht haben, an oberster Stelle: Jeden Tag eine Stunde Sport mit jeweils unterschiedlichen Gruppen, in denen ich anbieten konnte was ich wollte. Zum Lieblingsspiel der Kids in meinen Sportstunden entwickelte sich schnell: „Fútbol Americano“, also American Football. Dies habe ich häufig mit den Kids in einer leicht umgeänderten Version gespielt. Es kam glaube ich deshalb so gut an, da dies durchaus ein Spiel ist, in dem man mit viel Körpereinsatz und Präsens spielen darf, aber dennoch alles im Rahmen der Fairness und der Verhältnismäßigkeit bleiben muss. So funktionierte das Spiel meistens sogar gut in den unausgeglichenen Gruppen, d.h. die Gruppen, in denen sowohl Zehnjährige, aber auch Fünfzehnjährige teilgenommen haben.
Des Weiteren habe ich die älteren Kids in der Gartenarbeit und in der Küche unterstützt: Die Jugendlichen bekamen die Möglichkeit, jeden Vormittag im großen Garten und in der Küche des Heimes zu arbeiten, um so einerseits handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen, aber auch um sich ein Taschengeld für die Zeit zu verdienen, wenn sie das Heim wieder verlassen.
Der Wiederbeginn der Schule gestaltete sich unerwartet stressig: Zwei Tage vor Schulbeginn wurde mir gesagt, dass ich die Schulmaterialien für die Kinder vorbereiten solle. Dabei dachte ich, dass das wohl locker gehen wird, die paar Bleistifte und Hefte zusammenzusuchen. Dabei hatte ich aber nicht damit gerechnet, dass jedes Kind für das Schuljahr eine „listisima“, also eine riieeesige Liste mit Schulartikeln benötigt. Auf Nachfrage, wieso denn ein Kind von sieben Jahren so einen Berg an Materialien braucht, wurde mir geantwortet, dass der Staat diese Materiallisten voraussetze. Alle Materialien einer Liste zusammen kosten schnell mal zwischen 60-100 $. Da habe ich mich schon gefragt, ob man so etwas von einer finanziell schwachen Familie verlangen kann, die monatlich vielleicht 400 $ für Alles hat.
Mit dem Wiederbeginn der Schule hat sich auch mein Arbeitsplan zum erneuten Male vollkommen verändert: Einerseits habe ich wieder begonnen, den Kids aus den Nivelierungsklassen des Heimes Englischunterricht zu geben. Der Unterricht an sich läuft irgendwie besser, als vor den Ferien: Vor den Ferien dachte ich immer, dass ich den Druck hätte, wirklich allen gleichviel beizubringen. Dadurch wurde es häufig, gerade bei den älteren Jungs, stressig. Auch, da ich lediglich 1,5 Jahre älter bin als einige von ihnen. Dementsprechend hatte ich mir für nach den Ferien vorgenommen: Entspannter sein, und: wer kein Bock hat, hat kein Bock, nicht mein Problem. Auch wenn diese Einstellung natürlich meinerseits egoistisch klingt, funktioniert es damit besser: Da ich so weniger in einer strengen Position dastehe, und dadurch auch den Kids mehr Respekt an sich entgegenbringe, bringen die meisten auch mir mehr Respekt entgegen, was sich dadurch äußert, dass eigentlich alle, zumindest bis zu einem gewissen Maße, gut im Unterricht mitmachen.
Auch mein Sportprogramm führe ich zu einem kleinen Teil fort: Zweimal die Woche habe ich jetzt Sportunterricht mit den Jungs, die ausschließlich im Heim unterrichtet werden. Interessant ist, dass viele der in Deutschland klassischen Sportkinderspiele völlig unbekannt sind. Mittlerweile spiele ich mit den Kids Spiele wie Pommesfangen (ganz einfaches Fangenspiel), oder auch Feuer Wasser Blitz., und sogar Popcornfangen.
Eine Sache, die noch interessant ist zu erzählen: Nach zehnjähriger Präsidentschaft unter Rafael Correa, fanden in den letzten Monaten die Wahlen für seinen Nachfolger statt. Kopf an Kopf standen sich: Guillermo Lasso, neoliberaler Kandidat, möchte Steuern senken und eine Million neue Arbeitsplätze schaffen. Auf der anderen Seite: Lenín Moreno, aus der gleichen Partei wie der bisherige Präsident, möchte Sozialprogramme fortführen und ausweiten, genauso die Erdölförderung weiter ausbauen und das dadurch erwirtschaftete Geld für Sozialausgaben verwenden. Er selber nennt die Politik seiner Partei: „Lateinamerikanischer Sozialismus des 21. Jahrhunderts“.
Die Wahl gestaltete sich als Kopf- an Kopfrennen: Während die ersten Medien schon einen Wahlsieg des Neoliberalen Lasso verkündeten, gewann am Ende doch ganz knapp der „Sozialist“ Lenín Moreno. Auch in meinem Kollegen- und Bekanntenkreis gab es sowohl Befürworter des Einen, als auch des Anderen.
Ich selber bin erst zu kurz hier und auch zu uninformiert, um mir ein abschließendes Urteil erlauben zu dürfen, dennoch denke ich, dass mit der Wahl Leníns definitiv das deutlich kleinere Übel gewählt wurde.
Generell aber hat mich erfreut zu sehen, wie diskussions- und politikfreudig hier viele Menschen im Hinblick auf die Wahlen waren. Das äußerte sich durch Straßenkundgebungen, Fahnen an Haus und Auto, usw. Außerdem wurde meistens nicht die Konfrontation gescheuht, wenn jemand sagte, dass er anderer Meinung ist.
Den neuen Präsidenten habe ich übrigens schonmal live bei einer Wahlkampfveranstaltung in Cuenca gesehen:
Die Wahl gestaltete sich als Kopf- an Kopfrennen: Während die ersten Medien schon einen Wahlsieg des Neoliberalen Lasso verkündeten, gewann am Ende doch ganz knapp der „Sozialist“ Lenín Moreno. Auch in meinem Kollegen- und Bekanntenkreis gab es sowohl Befürworter des Einen, als auch des Anderen.
Ich selber bin erst zu kurz hier und auch zu uninformiert, um mir ein abschließendes Urteil erlauben zu dürfen, dennoch denke ich, dass mit der Wahl Leníns definitiv das deutlich kleinere Übel gewählt wurde.
Generell aber hat mich erfreut zu sehen, wie diskussions- und politikfreudig hier viele Menschen im Hinblick auf die Wahlen waren. Das äußerte sich durch Straßenkundgebungen, Fahnen an Haus und Auto, usw. Außerdem wurde meistens nicht die Konfrontation gescheuht, wenn jemand sagte, dass er anderer Meinung ist.
Den neuen Präsidenten habe ich übrigens schonmal live bei einer Wahlkampfveranstaltung in Cuenca gesehen:
Soooo, Word sagt mir, ich habe schon an dieser Stelle 804 Wörter, weswegen ich schnellstmöglich ein „Tschüß“ finden sollte.
Viele Grüße und Tschüß,
euer Konni