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4500 Meter über dem Meerespiegel - und trotzdem den Gipfel noch nicht gestürmt

Letztes Wochenende trat ich das erste Mal eine Reise raus aus dem Kinderheim an: Es ging für zweieinhalb Tage nach Quito, in die Hauptstadt Ecuadors. Nach mehreren stressigen Busfahrten kam ich in meinem Hostel im Touristenviertel Mariscal an. Sofort befindet man sich in einer Blase: Alle sprechen Englisch, die Hälfte der Leute die man trifft sind ebenfalls Reisende, alles ist teurer, die Straßen sind komplett beleuchtet, und so weiter. Nach vier Wochen in Santo Domingo fühlte sich das Touristenviertel Mariscal irgendwie mehr wie ein Ort auf Mallorca an, als einer in Ecuador.
2016-08_Konstantin in Ecuador 04
Datum:
9. Sept. 2016
Von:
Konstantin Bertling

Da ich nur zweieinhalb Tage in Quito Zeit hatte, war das Programm natürlich sehr eng geschnürt: Direkt am ersten Tag wollte ich den „Hausvulkan“ von Quito, den Pinchincha besteigen. Hierzu muss ich erklären: Ich lebe in der Stadt Santo Domingo, diese liegt auf 700 Metern über dem Meeresspiegel. Quito liegt auf 2800 Metern über dem Meeresspiegel; die Wanderung auf den Vulkan Pinchincha startet an der Bergstation auf 4000 Metern über dem Meeresspiegel. (Zum Vergleich: der höchste Berg Deutschlands liegt auf 2962 Metern über dem Meeresspiegel). Dementsprechend dünn ist auf dem Vulkan die Luft: jegliche Reiseführer raten einem: Akklimatisieren. Dies bedeutet einfach nur, vor einer anstrengenden Wanderung in geraumen Höhen schon ca. eine Woche auf ordentlichen Höhen zu leben, damit der Körper Zeit hat, sich an die dünne Luft zu gewöhnen. Der optimistische Rheinländer in mir hat aber natürlich mal wieder gesagt: „Kenne mer nit, bruche mer nit!“. Und so begann ich, direkt am ersten Morgen nach meiner Ankunft, meinen Körper (gewohnt an 700 Meter über dem Meeresspiegel) langsam zur 4700 Meter hohen Vulkanspitze hochzuschleppen. Dies war dermaßen anstrengend, dass ich, besonders gegen Ende, alle 20 Meter eine Pause eingelegen musste. Der Aufstieg gegen Ende war sehr steil, wie auf dem Foto zu sehen.

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Ungefähr die letzten 150-200 Höhenmeter werden komplett geklettert – auf Grund der aufziehenden Wolken und meines halbtoten Körpers, entschloss ich mich dann doch dagegen, das letzte Stück noch zu bezwingen. Aber immerhin: 4500 Meter über dem Meeresspiegel, mein persön-licher Höhenrekord, auch wenn der Gipfel in Zukunft noch gestürmt werden muss. Nächstes Mal dann aber mit Akkli-matisieren:

Auch wenn ich nur 500 Höhenmeter gewandert bin, fühlte ich mich danach so platt wie nach einer Wanderung in Österreich mit 1500 gemachten Höhenmetern.

Dennoch aber hat sich die Wanderung gelohnt: Ich hatte perfektes Wetter und konnte wolkenfrei alle Berge im Umkreis sehen. Gerne könnt ihr euch hier ein paar Bilder von der Wanderung angucken: Link zum OneDrive-Ordner.

Sonntag habe ich dann eine kleine Altstadttour mit ein paar anderen deutschen Reisenden gemacht. Es ist so: Sobald man in ein Jugendhostel zieht, lernt man direkt einen Haufen sehr netter Leute kennen, die häufig Trips in die gleiche Richtung unternehmen möchten. Auch zur Altstadttour könnt ihr euch hier ein paar Bilder angucken: Link zum OneDrive-Ordner.

Abschließend zum Wochenendndtrip lässt sich sagen: Quito ist wunderschön und lohnt sich sehr, dennoch befindet man sich dort in einer Art Touristenblase. Deswegen habe ich mich sogar fast ein wenig gefreut, wieder in das untouristische Santo Domingo zurückzukehren.

Sooo, dat war’s jetzt aber auch. Ich wollte mich aber trotzdem noch einmal für die vielen netten Kommentare und Nachrichten bedanken, ich freue mich immer sehr, etwas aus der Heimat zu hören.

Viele Grüße aus dem immer warmen Santo Domingo,

 

Konni