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Un mes entre llamas e instrumentos!

Erstaunt sehe ich auf das Datum: Der März neigt sich dem Ende zu und somit ist es wieder Zeit für einen neuen Bericht über den vergangen Monat. Gefühlt habe ich doch erst vor einer Woche den Februarbericht hochgeladen. Die Zeit im letzten Monat ist unfassbar schnell vergangen.
Datum:
22. März 2019
Von:
Benedikt Groß
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Wiwi, der Instrumentenbauer aus Paraguay ist mittlerweile wieder gut in seiner Heimat angekommen, nachdem er uns zuvor mehr als einen Monat tatkräftig unterstützt hat und wir wirklich vieles lernen konnten, um effektiver und qualitativer arbeiten zu können. Wiwi hat sich schnell in unser Arbeitsteam eingelebt und wir haben seine Hilfe wirklich sehr zu schätzen gewusst. Umso intensiver waren die letzten Tage mit ihm. Mittlerweile sind 3 weitere Violinen fertig gebaut und 3 weitere stehen kurz vor dem Abschluss. Auch ein weiteres, qualitativer hochwertigeres Cello, an dem Marcel gearbeitet hat, ist in der Produktion schon sehr fortgeschritten.

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„Meine“ Geige konnte ich noch nicht fertig stellen, weil mir leider einige Müllmaterialien fehlen, die wir schon für die anderen Geigen verbraucht haben. Vor Allem fehlt mir „la tapa“, die obere Deckelplatte des Korpus der Geige, die ich gerne aus einer bunten Blechdose, wie einen Farbeimer oder ähnlichem herstellen möchte. Wie Wiwi erklärte, ist besonders die Auswahl dieses Teiles wichtig. Nicht nur für den Klang, sondern auch für die allgemeine Vermarktung der recycelten Instrumente. Je bunter und auffälliger der Deckel ist, umso schneller wird erkannt, dass es sich nicht um eine normale Geige handeln kann, und umso mehr Aufmerksamkeit erhält man für die Instrumente.

Auch für den einen oder anderen Witz bei der öffentlichen Vorstellung des Projektes kann dieser ein Vorteil sein. So lauten die bunte Aufschrift zweier Violinen zum Beispiel „20 % Gratis“ oder eine andere bildet eine freundliche Familiensituation ab. Vielleicht finde ich ja eine alte Saftdose mit der Aufschrift „Vor Gebrauch schütteln“.

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Auch eine alte Gabel fehlt mir noch, um die Saiten zu befestigen, sodass in nächster Zeit wohl ein kleiner Shoppingsausflug zu den Müllhalden Córdobas ansteht.

Für Wiwi haben wir zum Abschluss ein großes Asado mit einigen Kollegen aus der Fundation und weiteren Gästen gemacht. Dies war wirklich ein schöner Abend, bei dem auch eine mit Gabriel befreundete traditionelle Folklore Band ein Wohnzimmerkonzert gegeben hat und für tolle Stimmung sorgte.

Besonders tolle Nachrichten gibt es von dem Musikunterricht:

Juvips hat in der Universität für Kunst, Theater und Musik einen Projektpartner gefunden. Gemeinsam wollen wir nun das musikalische Projekt führen. Hierfür hatten wir einige Besprechungen, um das Projekt optimal zu planen. Wir wollen nun beginnen, strukturiert Musikunterricht in verschieden Randstadtviertel Córdobas zu geben. Hierfür stehen einige Musiklehrer zur Verfügung. Geige, Schlagzeug, Trompete, Flöte, Posaune und Cello sollen unterrichten werden. Ein bis zwei Mal pro Monat treffen sich dann die Kinder aus den verschiedenen Vierteln, um gemeinsam in den Gebäuden der Uni ein Orchester aufzubauen. Es ist wirklich schön, diese konkreten Pläne zu sehen, auch wenn mir klar ist, dass ich bereits nach Deutschland zurückfliegen werde, wenn das Projekt so richtig startet.

Zusätzlich sponsert die Universität vier Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren bereits ein Musikstudium. So bekommen die Kinder von Marcel professionellen, kostenlosen Musikunterricht in der Uni und werden langsam an den Studiengang und die ersten Prüfungen herangeführt.

So begleitete ich Jazmin, die Tochter von Marcel mit zur Uni, denn dort sollte sie die ersten praktischen und theoretischen Tests ablegen, um ihr Niveau einstufen zu können. Sie lernt nun seit knapp sechs Wochen Cello und ich finde wirklich, dass sie  Talent – und einen guten Lehrer  – hat. Nachdem sie vorgespielt hatte, verließ sie den Raum mit einem riesigen Lächeln und ich konnte ihre Erleichterung und ihren Stolz förmlich spüren. Sie erzählte mir, dass die Professoren auch begeistert waren und ihr ein dickes Lob aussprachen dafür, dass sie erst seit so kurzer Zeit spiele. Das hat mich auch sehr glücklich gemacht. Marcel erzählte mir, was für ein fortschrittliches Jahr dieses für ihn und seine Familie ist.  Ich freu mich sehr für ihn und seine Familie und hoffe, dass die Chance genutzt werden kann und es erfolgreich und glücklich weiter geht.

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Nun im März und April gibt es auch einige Feiertage, sodass ich die vielen vorherigen Arbeitstage am Wochenende gut nutzen kann, um das Land ein wenig besser kennen zu lernen. Über Karneval sind wir mit einigen Deutschen, einem Argentinier und einem Dänen in den Norden Argentiniens in die Provinzen Salta und Jujuy gereist, um dort Karneval zu feiern und die von Kultur und wunderschöner Natur geprägte Gegend kennen zu lernen.

Die Distanzen Argentiniens sind gigantisch. Insgesamt saßen wir von 10 Tagen mehr als 73 Stunden im Bus. Aber es hat sich gelohnt. Wir haben wirklich vieles neues kennen lernen dürfen.

In Cafayate, im Süden der Provinz Salta begann unsere Reise. Diese nette kleine Stadt ist besonders für den guten Weißwein bekannt. Nach einer langen 16-stündigen Busanreise machten wir eine leckere Weinprobe und haben uns die Stadt angeschaut.

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Zufälligerweise wurde genau an diesem Abend ein Karnevalsumzug gefeiert, bei dem ähnlich wie ich es aus dem Rheinland gewohnt bin, verschiedene Gruppen verkleidet durch die Straßen gingen, Jedoch ohne Süßigkeiten zu werfen. Bei diesem Umzug haben die verschiedenen Gruppen viel getanzt, von Samba aus Brasilien über traditionelle argentinische Tänze mit ihren kreativen und aufwändig gestalteten Kostümen. Die Menschen in der Straße waren begeistert, haben getrunken und mit Schaumflaschen sich gegenseitig abgesprüht. Sobald man als Ausländer erkannt wurde, konnte man sich gegen die vielen Sprühangriffe aus allen Seiten kaum wehren. Gerade die kleinen Kinder waren so schnell und taktisch, dass man den Angriff gar nicht wahrnehmen konnte ohne dass man schon voller Schaum im Gesicht war. Es war ein wirklich lustiger Abend. Am nächsten Morgen sind wir bereits früh aufgebrochen, um eine gebuchte Tour durch das Naturgebiet von Cafayate „La Quebrada de las conchas“ zu unternehmen. Eine unglaubliche Landschaft, die ich so in meinem Leben zuvor noch nicht gesehen habe. Rote riesige Felsbrocken formten ein weites, schönes Bild bei denen die vielen Kakteen besonders beeindruckend waren.

Von diesem Ausflug aus nahmen wir bereits einen Bus nach San Salvador in der Provinz Jujuy. Dort blieben wir für zwei Nächte und reisten von dort aus in die verschiedenen Dörfer, um den bekannten Karneval in Jujuy zu feiern. Es war ein wahres Farbfest. Zu dem Schaum wurde man jedoch auch zusätzlich mit Farbe beschmiert, manchmal sogar übergossen. Besonders Berfin, unsere einzige weibliche Reisebegleiterin, tat mir sehr leid, denn den Machismo spürt man bei solchen Feiern dann doch, wenn umstehende Männer sich auf die Frauen mit den Farben, Mehl und Sprühfarbe stürzen.

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Nach zwei erfolgreichen Karnevalstagen, bei denen jeder fast eine halbe Stunde duschen musste, um sich von der Farbe zu befreien, zogen wir weiter in die Dörfer Jujuy Richtung Norden. Da die Feiertage vorbei waren, war es auf einmal sehr ruhig und entspannt ohne den großen Karnevalstrubel. Die Landschaft ist gigantisch. Ich habe mich wie in einem Westernfilm gefühlt, mitten in bunten Bergen und riesigen Kakteen. So habe ich mir immer Mexiko vorgestellt aber nicht Argentinien. Dieses Land bietet einfach so viel Verschiedenes, ist aber auch so riesig. Ein besonderes Highlight war die Sicht auf die 14 bunten Berge im Umland des Dorfes Humahuaca. Die verschiedenen Farben der Berge sind magisch und wohl aufgrund der unterschiedlichen Gehalte an Hämatit, verschiedenen Tonmineralen, bunt gefärbt.

Allerdings sind diese Gesteine zu sehr verschiedenen Zeiten unter sehr unterschiedlichen Bedingungen abgelagert worden, sodass sich dieser schöne Naturblick auf einer Höhe von 4340 Metern über NN ergibt. Auch einige Lamas waren neben den Touristen anzutreffen.

Von Humahuaca aus besuchten wir als unser nördlichstes Ziel das Bergdorf Iruya. Ein netter Fahrer nahm uns auf seinem Geländewagen mit und besorgte uns auch eine günstige und gemütliche Unterkunft in dem Dorf. Dort genossen wir die schönen Wanderungen zu Aussichtspunkten und zwei Tage, ohne Internetverbindung zu sein.

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Nachdem wir fast jede Nacht in einem anderen Bergdorf übernachtet haben und knapp 7 Stunden pro Tag im Bus reisten, waren wir glücklich, die letzten beiden Tage in Purmamarca zu bleiben, um uns Zeit für Bars und traditionelles Essen zu nehmen, Truco, ein klassisches argentinisches Kartenspiel zu spielen, Spaziergänge durch die schöne Gegen zu unternehmen und die großen Salzwüsten zu besuchen. Auch sehr beeindruckend, besonders wenn man Lust hat mit seinen Freunden Perspektivspiele für Fotos zu machen.

So ging nun eine ereignisreiche Reise in den Norden, die sehr von Kultur mit Musik und traditionellen Festen geprägt ist, wieder zurück nach Córdoba in den Arbeitsalltag.

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Letztes Wochenende hat die Provinz Córdoba für die neuen Studenten ein öffentliches Festival mitten im Park organisiert, sodass wir viel Spaß hatten, zu der einen oder anderen Band zu tanzen. Besonders begeistert bin ich von LosCaligaris, die wir letztes Jahr in ihrem Studio besuchen durften.

Besonders schön war auch die Willkommenfeier für die Schwester von Gabriel, die nach 8 Monaten aus Australien zurückkehrte. Ein riesiges Asado, gute Stimmung und gemeinsames Singen hat dafür gesorgt, dass ich diesen tollen Tag mit der ganzen großen Gastfamilie nicht mehr vergessen werde.

Viele Grüße aus einem abwechslungsreichen Córdoba!

Euer Jonas