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Mit 2 LKWs in Oberschlesien

1994-03 AKP in Polen 03 Annaberg
Datum:
16. März 1994

In der Zeit vom 16.03-20.03.1994 haben wir wieder einen Transport nach Gleiwitz (Oberschlesien) durchgeführt. Wir konnten 2 LKW, einen Bus und einen PKW mit 3,3 Tonnen Kleidung, Gardinen, Bettwäsche und Spielzeug vollladen. Auch fast 300 kg Süßigkeiten und Konserven hatten noch Platz in unseren Autos. Auch diesmal mussten wir viele Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. Über ein Jahr sammelten wir Sachen. Unsere Lagerräume waren voll, und wir wussten noch nicht, ob wir überhaupt fahren können. Die polnische Seite hat so viele gesetzliche und zoll-steuerliche Hürden aufgebaut, dass mehrere caritative Organisationen aus Westeuropa ihre Polentransporte eingestellt haben. Wir wandten uns an den polnischen Präsidenten und an die polnische Regierung und erhielten Informationen, dass ein Transport möglich ist, jedoch mit vielen Auflagen.

1994-03 AKP in Polen 17 Sikornik

Die schlechte wirtschaftliche Situation in Deutschland bekamen wir auch zu Spüren. Aufgrund schriftlicher Anfragen an Kölner Firmen wurde uns ein Teil des Geldes gespendet. Aber was uns verwundert hat, das waren die vielen kleinen Spenden von Privatleuten, die erst unseren Transport gesichert haben. An dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die uns auf diese Weise geholfen haben.

Voraussetzung für uns war eine kostengünstige Transportmöglichkeit, so, dass wir zwei Lkws in Polen mieteten. Unerwartet erfuhren wir 3 Wochen vor dem Transporttermin, dass wir ganze drei Tonnen (statt zwei wie geplant) nach Polen mitnehmen können. Wir starteten eine Blitzaktion. Es ist kaum zu glauben, aber in 10 Tagen bekamen wir von Ihnen 1500 kg Sachen geschenkt. Mit solcher Spendenbereitschaft hatten wir nicht gerechnet. Eine Woche vor der Fahrt waren unsere Transportkapazitäten voll erschöpft. Deswegen wollen wir uns entschuldigen, dass wir in den letzten 2-3 Tagen vor der Fahrt nicht alle Sachen abholen konnten bzw. nicht angenommen haben.

1994-03 AKP in Polen 09 Gliwice

Wir benötigten ´kiloweise´ Belege mit Unterschriften und Stempeln, mit Kopien und Übersetzungen. Alle Sachen mussten beim Gesundheitsamt desinfiziert werden, ohne eine Desinfektionsbescheinigung war die Einreise nach Polen nicht möglich. In Polen musste auch ein Vertreter des polnischen Gesundheitsamtes unseren Transport begutachten. Nach vielem hin und her bescheinigte er, dass alles sauber ist und wir die Sachen einführen dürfen. Dieser Tag im Zollamt kostete uns einige Nerven. Im Prinzip hatten die Zollbeamten nichts auszusetzen, aber die kleinen Sticheleien haben uns gereicht. Da die polnischen Gesetze etwas unverständlich sind, kann sie jeder anders interpretieren. Somit hatten wir auch an der Grenze unnötige Diskussionen mit den Zollbeamten, denn laut deren Aussagen dürfen nach Polen keine gebrauchten Schuhe, Socken, Unterwäsche, Bettwäsche, Handtücher, Pyjama, Unterhemden usw. eingeführt werden. Meine Frage "was dürfen wir denn den Leuten bringen“ wurde mit langen, nichtssagenden Erklärungen beantwortet. Wir müssen zwischen den Maßnahmen der Regierenden und zwischen den Bedürfnissen der Menschen unterscheiden. Die Leute können nichts dafür, dass manche Gesetze keinen besonderen Sinn haben und manche Beamte Dinge durchsetzen, die keiner versteht. Aber solche Beispiele brauchen wir nicht im weiten Polen zu suchen.

1994-03 AKP in Polen 25 Verteilen

Unsere Sachen konnten wir in den Räumlichkeiten der Gemeinde "Mutter der Kirche" in Gleiwitz ausladen. Und am Samstagnachmittag luden wir etwa 40 Familien, die sich Sachen alleine aussuchen konnten. Ein Großteil der Familien betreuen wir seit Jahren, aber es sind auch neue dazu gekommen. Der Bedarf ist sehr groß. In Geschäften können die Leute zwar alles kaufen, aber sie verdienen zu wenig. Der durchschnittliche Verdienst beträgt um 200-300 DM. Die Lebensmittel und Kleidungspreise liegen nur etwas unter denen in Deutschland. Ein persönliches Gespräch hat uns die Sorgen der Leute verdeutlicht und auf viele alltägliche Probleme aufmerksam gemacht. Oft genug hörten wir: "Hauptsache, dass wir und unsere Kinder gesund sind und wir nicht alleine sind, sondern Freunde haben". Wir sind gebeten worden, Ihnen ein herzliches Dankeschön und Gottes Segen zu überreichen.

1994-03 AKP in Polen 20 Radio

Einige Säcke mit Spielzeug und Kinderkleidung überreichten wir dem städtischen Kinderheim in Gleiwitz. Kinder aus der Gemeinschaftsgrundschule in Klettenberg haben in den Klassen Spielzeug gesammelt und wunderschön als Geschenke verpackt. Wir haben die Freude der beschenkten Kinder in Polen miterlebt. Die Erzieherinnen zeigten uns die Einrichtung. Es ist uns aufgefallen, dass die Kinder trotz vieler materieller Unterschiede überall gleich spontan und voller Sehnsüchte sind. Die restliche Kleidung (etwa 1/4 der Ladung) bekam die Caritas, die sich erst im Aufbau befindet und versucht, die kinderreichen und bedürftigen Familien der Gemeinde zu betreuen. Herzlichen Dank auch für das Spielzeug und die Süßigkeiten an die Kinder des Gymnasiums in Rodenkirchen und an die Spielkreise unserer Gemeinde. So viel Spielzeug und Kinderkleidung haben wir noch nie gesammelt.

 

Wir unternahmen auch einen gemeinsamen Ausflug mit unseren polnischen Freunden in eine Silbermine in Tarnowskie Góry und auf den Annaberg. Unsere gute Laune konnte uns weder die Müdigkeit noch der viele Schnee, der gerade gefallen war, verderben. Während des Besuches bei dem katholischen Radio "Puls" in Gleiwitz haben wir eine lebendige deutsch-polnische Diskussion über Sinn von solchen Unternehmen in der katholischen Kirche geführt.

Mit Freude möchte ich Ihnen berichten, dass der jüngste Polenbesucher Michael gerade 2 Monate alt war. Ich hoffe, dass ihm, wie uns, die guten Erinnerungen an die Fahrt längere Zeit erhalten bleiben. Wir freuen uns, dass wir so eine schöne, gemeinsame Zeit mit unseren polnischen Freunden verbracht haben. Durch die Polenreise und die gemeinsamen Erlebnisse ist auch unsere Gruppe fester zusammengewachsen. Trotz Problemen an der Grenze und im Zollamt sind wir mit diesem Transport sehr zufrieden. Wir konnten weitere Kontakte in der Gemeinde "Mutter der Kirche" in Gleiwitz knüpfen und im Oktober wollen wir mit Priestern aus der Gemeinde einen gemeinsamen Gottesdienst in St Bruno feiern. Wenn es um weitere Transporte geht, wollen wir bis Ende der Sommerferien eine Pause einlegen, über das weitere Vorgehen werden wir Sie in den Pfarrnachrichten informieren.

Nochmals herzlichen Dank fürs Mitmachen. Bis zum nächsten Mal.

 

Leszek Paszkiet

AK Polenhilfe: Familien Dorweiler, Gasper, Müller, Paszkiet, Schmitz und Hermann-Josef Natrop

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