Warth:Ein Kind ward uns geboren - Christmette 2024
Der Herr sprach zu mir: Mein Sohn bist Du, heute habe ich Dich gezeugt. (Ps 2,7) oder
Freut Euch im Herrn, heute ist uns der Heiland geboren. Heute ist der wahre Friede vom Himmel herabgestiegen. (in Anlehnung zu Lk 2, 1-14)
Diese 2 Alternativen sind die Eröffnungsverse für die Eucharistiefeier in der Heiligen Nacht.
Wir modernen Kinder unserer Tage sind endlich am Ende unserer Sehnsüchte angekommen, wir haben es ja seit mindestens Oktober kaum mehr abwarten können. Weihnachten ist endlich da! Nun wird es wirklich Licht, nun leuchten nicht nur unsere „Outdoor-Lichter“, jetzt erstrahlen auch unsere Wohnzimmer im gleißenden Schein der LED-Ketten. Die Braten duften in der Röhre und für einen kurzen Moment scheint in der Tat die Welt den Atem anzuhalten. Wie friedlich empfinden wir zumeist diese Nacht!
Und in der Kirche findet man im Gegensatz zum Alltag kaum noch einen Sitzplatz. Aber bitte nicht den Fernseher einschalten! Das könnte das ganze hehre Bild von der Heiligen Nacht im Nu auflösen. Kriegsberichte, Anschläge mit zahlreichen unschuldigen Toten, Bilder von Menschen auf der Flucht, verhungernde Kinder, zerstörte Städte etc... Und da soll nun angeblich der wahre Frieden vom Himmel herabgestiegen sein. Eigentlich unglaublich, sieht man sich die heutige Weltlage einmal genauer an. Und zudem sind seit diesem Ereignis immerhin inzwischen mehr als 2000 Jahre vergangen.
Der Heiland, einer der alles Verletzte heilen will. Er möchte den wahren Frieden in diese Welt bringen, nicht einen faulen, der auf dem Mist von selbstsüchtigen Despoten gewachsen ist. Doch Dunkelheit scheint das Angesicht dieses Planeten unverändert zu bestimmen. Aber der Prophet Jesaja verheißt all den im Dunkel lebenden ein helles Licht. Er kündigt uns den „Fürst des Friedens“ an.
Im Lukasevangelium sehen wir ein armes und hilfloses Kind als den Retter dieser Welt, als den uns heil machen wollenden Heiland. Doch die Türen werden schon vor dessen Geburt vor seinen nach Herberge suchenden Eltern zugeschlagen. Es ist nicht willkommen.
In diesem armen und nackten Kind in der Krippe spiegelt sich unsere eigene Hilflosigkeit und die Hilfsbedürftigkeit der gesamten Schöpfung wieder. Doch dieses Kind ist als Sohn Gottes seinen Weg der Liebe und Demut gegangen bis hin zur Selbstaufgabe am Kreuz. Und in seiner Auferstehung hat es uns Erlösung verschafft und die Hoffnung und Zuversicht geschenkt, dass trotz allem Unfrieden und aller Katastrophen, trotz all unserer großen und kleinen alltäglichen Sorgen, Nöten und Einsamkeiten wir durch die Geburt dieses Kind alle bereits Erlöste sind.
Schon bald war der Engelsgesang der Heiligen Nacht verklungen, sehr schnell war das Leben des Neugeborenen schon in Gefahr und es mit seinen Eltern auf der Flucht. Wie sehr doch diese Bilder denen unserer Tage gleichen!
Herbergssuche, verschlossene Türen, Aggressivität, Flucht in Todesgefahr... All das nimmt dieses Kind auf sich und macht sich aus der Krippe heraus auf den Weg hin zum Kreuz, aber auch auf den Weg zur Besiegung des größten Feindes unseres Lebens, zum Sieg über den Tod.
Das kleine Kind in der Krippe breitet seine Arme aus und will uns umfangen. Es möchte, dass wir uns mit ihm auf den Weg machen und es zum Begleiter in unserem eigenen Leben wählen. Nur so werden wir wirklich zu Erlösten. Wenn wir mit diesem Kind aufbrechen, ihm unser Herz öffnen, seiner Botschaft Glauben schenken, dann sind wir davor bewahrt, nach dem Lichterrausch unserer Konsumwelt nach Weihnachten in ein großes Loch zu fallen und depressiv angesichts aller Missstände unserer Tage Weihnachten als bloße rührselige Illusion zu betrachten.
Denn: „Ich verkünde euch eine große Freude: Heute ist uns der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ (vgl. Lk 2,10-11, Ruf vor dem Evangelium der Heiligen Nacht)
Freut Euch und fürchtet Euch nicht! Gott ist mit uns, er will bei uns sein bis ans Ende unserer Tage. Er ist einer von uns geworden und wird alles zum Guten führen. Immanuel, der Gott-mit-uns, läßt uns nicht im Stich, aber er möchte, dass wir liebend dem hilflosen Kind in der Krippe nicht die Türen verschließen, unsere Herzen öffnen und uns mit ihm auf den Weg machen. Nur wenn wir uns ganz und gar diesem Kinde anvertrauen, wenn wir uns zu seinen Helfern machen lassen, werden wir den wahren Frieden finden und das aufstrahlende Licht in der Dunkelheit dieser Welt wirklich wahrnehmen können. Du bist uns willkommen, Du göttliches Kind im Stall von Bethlehem.
Weihnachten bedeutet Aufbruch, Aufbruch hin zu österlicher Freude.
Brechen wir auf! Gott ist mit uns!
In diesem Sinne Ihnen allen ein gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest