Ausflug der Geschichtswerkstatt Liebfrauen 2010
Ein Stichwort genügte und es sprudelte aus ihr, egal ob es Ereignisse vor 90 Jahren, vor 45 Jahren oder vom letzten Jahr waren.
Wir haben ihr einige Fragen gestellt, die sicher auch unsere Leser und Leserinnen interessieren:
Wie war das bei Ihrer ersten heiligen Kommunion?
„Ich bin 1917 im 1. Weltkrieg mit 10 Jahren bei Pastor Schüller mitgegangen. Das Kommunionkleid hatte ich „geerbt“, aber es war schon ein weißes! Mein Kommunionpärchen war et Lenchen Leuffen und wohnte im Schüllers Hof. Das Kommunionbild (es hängt noch in ihrem Zimmer) war mein schönstes Geschenk.“
Und bei Ihrer Firmung?
„ 4 Jahrgänge wurden zusammen gefirmt. Die Firmpatin war Maria Wingen (genannt Tante Mariechen), die Frau von Albert Wingen, der ein Sarglager und Möbelgeschäft in der Frankfurter Straße hatte (gegenüber von Haus Ennenbach). bei der Firmung gab es vom Bischof noch einen richtigen „Klatsch an et Back.“
An welche Feiertage im Kirchenjahr können Sie sich besonders gut erinnern?
„Oft sind wir gewallfahrtet. Schon als Kinder durften wir mit, meistens zu Fuß oder mit dem Zug oder Schiff: nach Bödingen, / immer im September) zum Rochus nach Seligenthal, nach Kevelaer, nach Bornhofen und nach Maria Hilf in Niedermühlen. ( Em Hillije Hüsje joov et immer Zitsch!) Fronleichnam war alles auf den Beinen Als Kinder haben wir tagelang Blumen gepflückt. Am Fronleichnamstag wurde um 3.00 Uhr morgens angefangen, die Blumenteppiche mit Schablonen an den vier großen Altären und auf den Straßen zu legen. Fast alle Hauseingänge waren mit Altärchen und Blumenteppichen geschmückt. Die Erst- und Zweit- Kommunionkinder durften ihre weißen Kleider zur Prozession anziehen.
Kirmes war immer am letzten Sonntag im August und fing erst nach dem Hochamt an. Die ganze Verwandtschaft traf sich, und dann gab es auch Kirmesgeld. Das war aber weg, wenn wir ein paar Mal auf die Schiffschaukel gegangen waren. Als wir aus der Schule waren, durften wir Kirmessonntag mit auf den Frühball. (Manchmal gab es sogar dafür ein „Kirmeskleid“.) Wir hätten Frau Hoscheid noch stundenlang zuhören können. Immer wieder kam sie auf die Warther Geschichten zu sprechen. Ein bisschen Heimweh konnten wir schon spüren, obwohl es ihr im St. Rita Stift (von Ordensschwestern geleitet) sehr gut gefällt. Obwohl sie die älteste Bewohnerin ist, nimmt sie an fast allen Angeboten des Hauses teil. Der tiefe Glaube an den guten barmherzigen Gott hilft ihr, jeden Tag neu anzugehen und ihr Leben in seine Hände zu geben. Nicht nur wir fünf Freunde und Besucher haben ihr eine Freude mit unserem Kommen gemacht, sondern sie hat uns reich beschenkt mit ihrer Erinnerung und der positiven Einstellung zum Altwerden.
„Grüßt mir alle Warther, die mich noch kennen!“ Diesen Auftrag wollen wir hiermit erfüllen. So Gott will, werden wir sie wieder besuchen. Am 16. Februar wird sie 104 Jahre alt.