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Pfarrnachrichten des Seelsorgebereichs Hennef-Ost

In unserem Pfarrnachrichtenarchiv finden Sie alle Pfarrnachichten seit dem Jahr 2014 als Download. Zum lesen benötigen sie nur einen PDF-Reader.

Licht verwandelt-1

Lichtschein der Hoffnung

Liebe Leserinnen und Leser unserer Pfarrnachrichten,

die kommenden zwei Wochen beinhalten mit „Buß- und Bettag“ und „Totensonntag“ primär evangelische Feiertage. Hinzu kommt der staatliche „Volkstrauertag“, der uns an die Opfer von Gewalt und Krieg aller Nationen und Völker erinnern will. 

Auf den ersten Blick sind das alles nicht gerade erbauliche Themen: Ständig wird unser Blick auf Sünde, Gewalt und Tod gelenkt! Wie schön, dass da zumindest „Sankt Martin“ mit seinem Mantel-Teilen und den traditionellen Lichterprozessionen dazwischen funkt… und für eingefleischte Karnevalisten ist der 11.11. der Startpunkt der nächsten, fröhlichen Karnevalssession.

Auf den zweiten Blick erscheinen mir die eher dunklen Themen nicht mehr ganz so deprimierend – weil sie aus der Perspektive unseres Glaubens heraus einen starken Lichtschein der Hoffnung tragen! Nehmen wir z. B. den „Buß- und Bettag“, der über lange Zeit hinweg nur in schweren Notzeiten ausgerufen wurde, um die Bevölkerung zu christlicher Umkehr und Gebet einzuladen. In Erinnerung an den fürsorglichen Gott der Liebe und Barmherzigkeit sollte neue Hoffnung und neuer Mut gefunden werden! Eigentlich ein wunderbarer Gedanke, den wir Christinnen und Christen römisch-katholischer Prägung sofort unterschreiben können!

Im Jahr 1994 „opferte“ die EKD nach Verhandlungen mit der damaligen Bundesregierung den „Buß- und Bettag“ als arbeitsfreien Feiertag, um die Mit-Finanzierung der neu eingeführten Pflegeversicherung zu unterstützen.

Der im Jahr 1816 eingerichtete „Totensonntag“ beinhaltet schon in seiner Bezeichnung ein Tabu-Thema unserer modernen Gesellschaft: „Tod“, „Tote“! Wer wie ich als Seelsorger mit dem Anblick und der Berührung von toten Menschen vertraut ist – und weithin um die Hintergründe eines Todesfalles weiß – ist die Tabuisierung dieses (uns alle einmal ereilenden) Schicksals fremd geworden. Bei aller Trauer um unsere lieben Verstorbenen: Uns Christinnen und Christen verbindet weltweit der tiefe Glaube, dass uns Jesus einen Weg in das ewige Leben bereitet hat. Beim „himmlischen Hochzeitsfest“ erwartet uns Freude, Liebe und Gemeinschaft – in Fülle! 

Ich denke: Immer wieder an unsere christliche Hoffnung zu erinnern, könnte bei so manchen Menschen die natürliche Furcht vor dem (auch eigenen) Sterben zumindest eindämmen. 

Ich hatte in den vergangenen 14 Jahren mehrfach die Ehre, am „Volkstrauertag“ vor Kriegsgräbern und Gefallenendenkmälern zu sprechen. Meine eigenen Vorfahren haben in den beiden furchtbaren Weltkriegen – wie Millionen andere Menschen auch – unmittelbare Gewalt, Vertreibung, Tod und vielfältige Traumatisierungen erlebt. Jedes Opfer eines Krieges ist eines zu viel! Diese Erinnerung wach zu halten, ist vielleicht das einzige Mittel, um nachfolgende Generationen vor einem allzu leichtsinnigen Umgang mit militärischen Mitteln zu warnen.

Trotzdem sind sämtliche Feierlichkeiten an den Volkstrauertagen nur äußerst spärlich besucht: Von den Mitwirkenden der Feierlichkeiten abgesehen, findet sich kaum jemand, der sich dieses – gerade auch heute – so wichtigen Themas im Rahmen des „Volkstrauertages“ annehmen möchte.

Da sind unsere Lichtprozessionen an „Sankt Martin“ deutlich besser besucht. Die vom Heiligen Martin vorgelebte Nächstenliebe zu feiern, liegt den meisten Menschen näher. Und doch: Auch Martin hat als Bischof von Tours immer wieder Buße getan, ständig gebetet, sich immer wieder der Sterbenden und ihrer Angehörigen angenommen und sich für den Frieden in seiner Zeit eingesetzt. 

Als wirklich überzeugter Christ – und dem entsprechend voller Glauben, Hoffnung und Liebe! 

Ihr Diakon Matthias Linse